seifenblasen

Dass das Schöne und Berückende
Nur ein Hauch und Schauer sei,
Dass das Köstliche, Entzückende,
Holde ohne Dauer sei:
Wolke, Blume, Seifenblase,
Feuerwerk und Kinderlachen,
Frauenblick im Spiegelglase
Und viel andre wunderbare Sachen,

Dass sie, kaum entdeckt, vergehen,
Nur von Augenblickes Dauer,
Nur ein Duft und Windeswehen,
Ach, wir wissen es mit Trauer.
Und das Dauerhafte, Starre
Ist uns nicht so innig teuer:
Edelstein mit kühlem Feuer,
Glänzendschwere Goldesbarre;

Selbst die Sterne, nicht zu zählen,
Bleiben fern und fremd, sie gleichen
Uns Vergänglichen nicht, erreichen
Nicht das Innerste der Seelen.
Nein, es scheint das innigst Schöne,
Liebenswerte dem Verderben
Zugeneigt, stets nah am Sterben,
Und das Köstlichste: die Töne

Der Musik, die im Entstehen
Schon enteilen, schon vergehen,
Sind nur Wehen, Strömen, Jagen
Und umweht von leiser Trauer,
Denn auch nicht auf Herzschlags Dauer
Lassen sie sich halten, bannen;
Ton um Ton, kaum angeschlagen,
Schwindet schon und rinnt von dannen.
So ist unser Herz dem Flüchtigen,

Ist dem Fliessenden, dem Leben
Treu und brüderlich ergeben,
Nicht dem Festen, Dauertüchtigen.
Bald ermüdet uns das Bleibende,
Fels und Sternwelt und Juwelen,
Uns in ewigem Wandel treibende
Wind- und Seifenblasenseelen,
Zeitvermählte, Dauerlose,
Denen Tau am Blatt der Rose,

Denen eines Vogels Werben,
Eines Wolkenspieles Sterben,
Schneegeflimmer, Regenbogen,
Falter, schon hinweggeflogen,
Denen eines Lachens Läuten,
Das uns im Vorübergehen
Kaum gestreift, ein Fest bedeuten
Oder wehtun kann. Wir lieben,
Was uns gleich ist, und verstehen,
Was der Wind in Sand geschrieben.

Hermann Hesse

bereits letzten august, direkt nach unserem ganz besonderen sommernachtstraum ist die untere kette entstanden – die ich fertig hier glaub noch gar nie gezeigt habe.
nun hatte ich den auftrag diese seifenblasenkette nocheinmal zu machen, aber mit viel kleineren perlen. leicht und zart und leuchtend ist sie geworden und wird hoffentlich dem wunsch gut entsprechen und L. gut passen.

ich wünsche euch ein schönes langes auffahrtswochenende.

blaupause

nimmt nicht
überhand
genug
der dinge
die da sind
und zeit und
räume nehmen
(speisen füllen
blasen reste
löcher stopfen …)

doch dann

– dazwischen –

blaupause

DU

der mundstock
die wirbelschleppe

die blaue wolke
auf weißem grund

du bist ganz live
die unverschämte
jugend

du spannst
dein blaues band

so im aufenthalt

du bist so
präzidier
so einfach
wunderbar

ganz
durchsicht
und empfindung

so
los
so losgelassen

so dringend

und das
was du so
ganz
für dich alleine
bist

denn ferner
auch
ein stück weit
mir

ach leg deine warme hand
auf mein sprachloch
„während du gleichsam
die liebe bewegst“
– eine zeit
die fort
erzählt
die zählt
einen ganz

so
los
so losgelassen

bist du

hungrig

komme ich gern

Michael Lentz

bestickt mit perlen …

Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.

Jean Paul

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Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen der Worte.

Mosche Ibn Esra

…und nebst schönen alten büchern mit denen ich werkle, lese ich sie auch gerne – oder höre sie während dem perlendrehen. mein aktuell liebstes buch ist „der distelfink“ von donna tartt.

augenblicke aus ewigkeit

Aber ich weiss

War ich ein Falter
vor meiner Geburt
ein Baum oder
ein Stern.

Ich habe es vergessen.

Aber ich weiss
dass ich war
und sein werde

Augenblicke
aus Ewigkeit.

Rose Ausländer

eine hosentaschenperle für dich mein liebster. zu deinem heutigen geburtstag. von herzen gratulier ich dir auch auf diese weise und wünsche dir viele augenblicke aus ewigkeit.

Jeder Augenblick ist ewig wenn du ihn zu nehmen weisst.
Ist ein Vers der unaufhörlich Leben,
Welt und Dasein preist.
Alles wendet sich und endet und verliert sich in der Zeit.
Nur der Augenblick ist immer.
Gib dich hin und sei bereit!
Wenn du stirbst, stirbt nur dein Werden.
Gönn ihm keinen Blick zurück.
In der Zeit muss alles sterben
aber nichts im Augenblick.

Konstantin Wecker

enzianblau

Aber weil Hiersein viel ist, und weil uns scheinbar
alles das Hiesige braucht, dieses Schwindende, das
seltsam uns angeht. Uns, die Schwindendsten. Ein Mal
jedes, nur ein Mal. Ein Mal und nichtmehr. Und wir auch
ein Mal. Nie wieder. Aber dieses
ein Mal gewesen zu sein, wenn auch nur ein Mal:
irdisch gewesen zu sein, scheint nicht widerrufbar.

Und so drängen wir uns und wollen es leisten,
wollens enthalten in unsern einfachen Händen,
im überfüllteren Blick und im sprachlosen Herzen.
Wollen es werden. – Wem es geben? Am liebsten
alles behalten für immer . . . Ach, in den andern Bezug,
wehe, was nimmt man hinüber? Nicht das Anschaun, das hier
langsam erlernte, und kein hier Ereignetes. Keins.
Also die Schmerzen. Also vor allem das Schwersein,
also der Liebe lange Erfahrung, – also
lauter Unsägliches. Aber später,
unter den Sternen, was solls: die sind besser unsäglich.
Bringt doch der Wanderer auch vom Hange des Bergrands
nicht eine Hand voll Erde ins Tal, die Allen unsägliche, sondern
ein erworbenes Wort, reines, den gelben und blaun
Enzian. Sind wir vielleicht hier, um zu sagen: Haus,
Brücke, Brunnen, Tor, Krug, Obstbaum, Fenster, –
höchstens: Säule, Turm . . . aber zu sagen, verstehs,
oh zu sagen so, wie selber die Dinge niemals
innig meinten zu sein. Ist nicht die heimliche List
dieser verschwiegenen Erde, wenn sie die Liebenden drängt,
daß sich in ihrem Gefühl jedes und jedes entzückt?
Schwelle: was ists für zwei
Liebende, daß sie die eigne ältere Schwelle der Tür
ein wenig verbrauchen, auch sie, nach den vielen vorher
und vor den Künftigen . . . ., leicht.

Rainer Maria Rilke aus Die neunte Elegie

maienzeit

Maienzeit

auf der höhe der morgenröte
mischt sich laubgrün unter die tannen
von blattziegeln flattert regen
aus der wolkenstraße
du gehst in die weite der landschaft
verlängerst den blick tag für tag
an grasschildern schlittert erstmals
die versuchung des sommers vorbei
es ist maienzeit
nie blühen die wiesen ungestümer und frischer
und die schatten am ufer der emme
bleiben unsichtbare begleiter
jeden tag lässt du dich neu ein
versucht von der wilden schönheit
zwischen bergen und wäldern
und der stillen freundlichkeit der blumen
die dir mehr sind als leuchtende sterne
sondern wie so vieles
zeichen dieses wunderbaren lebens
auf das du dich jeden neuen tag
einzulassen vermagst

Hermann Josef Schmitz

von herzen gratuliere ich heute meinem allerliebsten vater zu seinem 75. geburtstag.
Immer wieder hat er uns kindern und meiner mutter 4 blättrige kleeblätter geschenkt, die er auf der wiese gefunden hat. die liegen nun in büchern und in briefumschlägen und freuen mich so sehr.
ich habe keine echten gefunden und dafür aus glas vierblättrige kleeblätter für ihn gemacht und mein liebster hat den schönen und zu meinem vater so passenden text geschrieben.

im grünen wald

Nur eine Stunde im grünen Wald

Nur eine Stunde von Menschen fern,
Nur eine einzige Stunde!
Statt der tönenden Worte des Waldes Schweigen,
Statt des wirbelnden Tanzes der Elfen Reigen,
Statt der leuchtenden Kerzen den Abendstern,
Nur eine Stunde von Menschen fern!

Nur eine Stunde im grünen Wald,
Nur eine einzige Stunde!
Auf dem schwellenden Rasen umhaucht von Düften,
Gekühlt von den reinen balsamischen Lüften,
Wo von ferne leise das Echo schallt,
Nur eine Stunde im grünen Wald!

Nur eine Stunde im grünen Wald,
Nur eine einzige Stunde!
Wo die Halme und Blumen sich flüsternd neigen,
Wo die Vögel sich wiegen auf schwankenden Zweigen,
Wo die Quelle rauscht aus dem Felsenspalt,
Nur eine Stunde im grünen Wald!

Auguste Kurs

collage: skulpturenweg bad ramsach