aus glasgärten und wortkästen

12 bilder. 12 texte. aus jedem monat 2013 1 bild und 1 text. bilder und perlen: annemarie aeschbacher schmitz. texte: hermann josef schmitz.
daraus entstanden: 1 kalender für 2014.

selbst
an den rändern
der wälder
bleibt der himmel
schattengrau
die bäume schütter
in den spitzen
seufzt der wind
ich träume
vom meer
an diesem letzten tag
von stillem spaziergang
und geliebten gedanken
ich träume
von ungezähmter liebe
die ungeduldig
alle schlagbäume bricht
und sich im wind
vor deinem herzen
verneigt

hermann josef schmitz

wir
wollen
glauben
an
ein langes jahr,
das uns gegeben ist,
neu,
unberührt, voll nie gewesener dinge,
voll nie getaner arbeit,
voll aufgabe,
anspruch und zumutung.
wir wollen sehen,
dass wir’s nehmen lernen, ohne allzu viel fallen zu lassen
von dem
was es zu vergeben hat, an die, die notwendiges, ernstes und
grosses von ihm verlangen.

rainer maria rilke

euch allen von herzen das beste für 2014.

leise zieht die stille ein

leise zieht die stille ein
kommt von weit
ins herz hinein
leise spannt sie
helle bögen
durch das dünne winterlicht
leise zieht die stille ein
schenkt dir trost
in unbewohnten zeiten
zündet kerzen
zündet sterne
zeigt dir menschen
die an wunder glauben
leise zieht die stille ein
schließt die alten wunden
nährt die liebe
nährt den blick
leise spannt sie heil’ge worte
über eine nacht
die unvergessen bleibt

hermann josef schmitz

euch allen wünsche ich zeit zum verweilen, zum spazieren mit den gedanken und auch draussen, euch berühren zu lassen, fasziniert zu sein, zum geniessen, manchmal zum seufzen und nachdenklich zu sein, zum lachen, zum sein, zum feiern, zu danken. bleibt behütet.
frohe festtage.

desiderata

Gehe gelassen inmitten von Lärm und Hast
und denke an den Frieden der Stille.

So weit als möglich, ohne dich aufzugeben,
sei auf gutem Fuß mit jedermann.
Sprich deine Wahrheit ruhig und klar aus,
und höre Andere an,
auch wenn sie langweilig und unwissend sind,
denn auch sie haben an ihrem Schicksal zu tragen.
Meide die Lauten und Streitsüchtigen.
Sie verwirren den Geist.

Vergleichst du dich mit anderen,
kannst du hochmütig oder verbittert werden,
denn immer wird es Menschen geben,
die bedeutender oder schwächer sind als du.
Erfreue dich am Erreichten und an deinen Plänen.
Bemühe dich um deinen eigenen Werdegang,
wie bescheiden er auch sein mag;
er ist ein fester Besitz im Wandel der Zeit.

Sei vorsichtig bei deinen Geschäften,
denn die Welt ist voller Betrügerei.
Aber lass deswegen das Gute nicht aus den Augen,
denn Tugend ist auch vorhanden:
Viele streben nach Idealen,
und Helden gibt es überall im Leben.

Sei du selbst.
Täusche vor allem keine falschen Gefühle vor.
Sei auch nicht zynisch, wenn es um Liebe geht,
denn trotz aller Öde und Enttäuschung verdorrt sie nicht,
sondern wächst weiter wie Gras.

Höre freundlich auf den Ratschlag des Alters,
und verzichte mit Anmut auf die Dinge der Jugend.
Stärke die Kräfte deines Geistes,
um dich bei plötzlichem Unglück dadurch zu schützen.
Quäle dich nicht mit Wahnbildern.
Viele Ängste kommen aus Erschöpfung und Einsamkeit.
Bei aller angemessenen Disziplin,
sei freundlich zu dir selbst.
Genau wie die Bäume und Sterne,
so bist auch du ein Kind des Universums.
Du hast ein Recht auf deine Existenz.

Und ob du es verstehst oder nicht,
entfaltet sich die Welt so wie sie soll.
Bleibe also in Frieden mit Gott,
was immer er für dich bedeutet,
und was immer deine Sehnsüchte und Mühen
in der lärmenden Verworrenheit des Lebens seien –
bewahre den Frieden in deiner Seele.
Bei allen Täuschungen, Plackereien und zerronnenen Träumen
ist es dennoch eine schöne Welt.

Sei frohgemut. Strebe danach glücklich zu sein.

Desiderata geschrieben von Max Ehrmann, vervielfältigt und weiterverbreitet durch den US-amerikanischen Pfarrer und Rektor Frederick W. Kates